Dienstag, 25. April 2017

21.04.2017 - Santiago de Compostela - 0,0 km

Credencial & Wegebescheinigung für Vroni
Extremer Schnarch- und Straßenlärm verhinderte eine ruhige Nacht. Gegen Morgen wurde es ein wenig ruhiger. Da wir ja nicht auf Pilgerpiste mussten, konnten wir dann ein wenig länger schlafen. Gegen 10:00 Uhr machten wir uns mit unseren Pilgerausweisen auf dem Weg zur Ausgabestelle für die Pilgerurkunde "La Compostela". Wer aus religiösen oder spirituellen Gründen mehr als 100 km zu Fuß auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen ist, kann diese Urkunde bekommen. Im Pilgerausweis hatten wir uns mit Stempeln aus den Herbergen und Bars unseren ca. 250 km langen Weg von Porto nach Santiago  bescheinigen lassen. Ohne Probleme bekamen wir somit unsere "Compostela" ausgehändigt. Zu unserer großen Freude lief uns Lara, die argentinische Holländerin, in der Ausgabestelle über den Weg. Ihre Schienbeinentzündung hatte sie gerade ankommen lassen. Wir gratulierten und umarmten sie herzlich für diese tolle Leistung. Sie holte sich noch schnell ihre "Compostela", quatierte sich in unsere Herberge ein (trotz des Hawaianers) und ging dann mit uns zum Gottesdienst. Die Kirche war voller Pilger und gemeinsam lauschte man den Worten des Priesters und dem Gesang der Nonne. Das gemeinsame Pilgern schafft auch eine Verbundenheit im Gottesdienst. Erfreulicherweise wurde zum Ende des Gottesdienstes auch das ca. 1,5 m große Botafumeiro (Weihrauchfass) geschwungen (siehe Video).


Dieses war ein weiteres Teilchen, welches diesen Pilgerweg zu einen meiner besten werden lies. Das gute Wetter, der tolle Weg und die vielen netten Pilgerfreunde, allen voran Vroni und Laura, waren weitere Teile eines perfekten Pilgerweges. 
Nach dem Gottesdienst schauten wir uns natürlich die Kathedrale noch ein wenig genauer an. Zur großen Jakobusstatue gelangten wir über eine Treppe. Wie viele andere Pilger auch, umarmten wir die Statue des Apostels Jakobus zum Abschluss unserer Weges. Am Reliquienschrein des heiligen Jakobus (s. Foto unten) sprach ich ein Gebet für meine Familie und meine Freunde. 
Da es in der Kirche durchaus kühl war, wärmten wir uns im Anschluss auf den Steinen vor der Kathedrale und beobachteten das Treiben der ankommenden Pilger. Unser Mittagessen nahmen Vroni, Lara und ich dann im stadtnahen Park bei hochsommerlichen Temperaturen ein. In einem kleinen Geschäft besorgten wir uns Oliven, Käse, Tomaten, Brot und Getränke für ein tolles kleines Picknick.  Gegen 15:00 Uhr suchten wir dann meine Lieblingsbar auf. Sie ist wie schon beschrieben auf dem hinteren Platz der Kathedrale beim "Heiligen Tor". Während eines kühlen Panaches fertigte unsere zukünftige Architektin Lara eine sehr schöne Zeichnung dieses Platzes an. Bei meinen letzten Caminos fanden in den Sommermonaten auf diesem Platz zudem tolle Kleinkunstvorführungen statt. Den weiteren Nachmittag verbrachten wir dann mit Souvenireinkäufen und einer weiteren kleinen Pause in einem Cafe, um die vorzügliche spanische Spezialität "Churro" (Waffelgebäck) mit einer leckeren flüssigen Schokolade zu verköstigen. Gegen 18:00 Uhr kehrten wir dann zu unserer Herberge zurück, um uns von den "großen" Anstrengungen des Nichtstuns auszuruhen ;-) 
Um 19:30 Uhr trafen wir uns mit unseren Pilgerfreunden in einer Taparia zu kleinen spanischen Köstlichkeiten, wie Pulpo, Gambas, Tortilla. Im Anschluss besorgten wir (Christian, Dirk, Michael, Angelika, Vroni, Christiane, Lara und ich) uns 2 Liter Wein und 2 Liter Bier und gingen zum Platz "Do Obreiro". Mit fröhlicher Musik einer galicischen Folkloregruppe wurden wir empfangen. Perfekt!!! Wir tanzten und sangen. Lara wurde ein Umhang umgelegt und von einem Musiker zum Tanz aufgefordert (s. Foto). Kann eine Camino fröhlicher und perfekter ausklingen? Ich denke nicht! Zwischendurch zog ich mich zurück, setzte mich auf den warmen Steinen, lauschte der Musik und genoss den Anblick der Kathedrale. Ein wenig Wehmut machte sich breit, der Camino ging dem Ende entgegen. Meine treue Begleiterin Vroni setzte sich zu mir und wir stießen mit einem letzten Gläschen Wein auf unseren tollen Camino an. Keiner wollte zurück zur Herberge, denn jeder wusste um die baldige Trennung. Nachdem die Musiker eingepackt hatten, ging es weiter in eine schöne Bar. Mit Caipirinha und Whisky wollten wir die Nacht zum Tage machen. Aber irgendwann ist auch der schönste Abend zu Ende. Eine letzte Umarmung und unsere Pilgerfreunde Dirk und Christian verabschiedeten sich und gingen in ihre Herberge. Christiane, Vroni, Lara und ich gingen ebenfalls zu unseren Herbergen. Wir würden uns am nächsten Tag noch einmal zum Frühstück sehen, bevor sich auch unsere Wege trennen würden. 


Vroni vor dem "Heiligen Tor"

Reliquienschrein des Hl. Jakobus


Platz hinter der Kathedrale

Ali's Lieblingsbar


Hmmm, lecker - "Churro" mit flüssiger Schokolade












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